Wie bewertet Youtube Videos? Welche Rolle spielt die Watchtime neben anderen Indikatoren? Wie kannst du das bei deinen Youtubevideos umsetzen?

Bei Youtube gibt es – wie bei Google auch – unzählige Faktoren, die in die Bewertung eines Videos einfließen. Zum Teil gibt Youtube Auskunft über die verschiedenen Indikatoren, aber exakte Informationen zum Logarithmus fehlen. Wie genau Youtube also seine Daten misst, ist niemandem bekannt. Aus diesem Grund werden aus Metadaten Vermutungen angestellt.

Unterschied zwischen Watchtime und Verweildauer

Ein sehr wichtiger Faktor ist die Watchtime, die nicht mit der Verweildauer verwechselt werden sollte.

Die Watchtime (zu Deutsch: Wiedergabezeit) bezeichnet die Anzahl der von Usern geschauten Minuten und Sekunden eines Videos. Diese Zahl ist absolut und kann in jedem Youtube-Kanal im Videomanager überprüft werden. Sowohl für einzelne als auch für die im gesamten Kanal hochgeladenen Videos.

Die Verweildauer ist hingegen relativ zu betrachten: Schaust du ein zehnminütiges Video komplett von Anfang bis Ende, hat das Video eine hohe Verweildauer und eine hohe Watchtime. Schaust du hingegen ein nur 1-minütiges Video komplett, ist die Verweildauer ebenfalls sehr hoch, die Watchtime auch, ABER: im Vergleich hat Video 1 eine höhere Watchtime bei prozentual gleicher relativer Verweildauer.

Du kannst wie gesagt als Admin eines Youtubekanals für jedes Video einsehen, wie hoch deine Watchtime ist. Das sieht das z.B. so aus:

Die Watchtime – die offizielle Währung von Youtube

Eine hohe Watchtime zeigt Youtube, dass dein Video den Konsumenten gefällt und somit eine hohe Relevanz zur Suchanfrage hat. Wenn Konsumenten schnell abspringen, also eine geringe realitive Watchtime vorliegt, wird das Video dementsprechend abgewertet.

Parallel werden die Bewertungen sich immer der Watchtime anpassen. Ist die Watchtime hoch, das Video also gut, werden die Bewertungen ebenfalls überwiegend positiv sein. Hier gibt es also eine direkte Korrelation.

Zudem sollte die Absprungrate erwähnt werden, die ebenfalls ein wichtiger Indikator für die Bewertung eines Videos ist. Eine hohe Absprungrate ist immer ein Zeichen für ein mieses Video oder zumindest für ein Video, was nicht das bietet, was es verspricht. Nach den ersten Sekunde fällt die Kurve steil ab. Eine gute Kurve sieht hingegen so aus:

So sieht eine ziemlich optimale Kurve aus: keine harten Absprünge und bis zuletzt bleiben 50 % der Zuschauer dabei.

Eine hohe Absprungrate korreliert mit der durchschnittlichen Watchtime, es ist also unmöglich eine gute Watchtime zu erzielen, wenn eine hohe Absprungrate vorliegt.

Watchtime – Direkter Einfluss von der Zielgruppe

Das Ziel deines Videos legt maßgeblich fest, wie die Daten aussehen. Geht es darum viele Views zu generieren, muss es schon mal ein Thema sein, was eine sehr große, breite Zielgruppe hat. Eine breite Zielgruppe bedeutet zwangsläufig, dass es mehr Absprünge und eine kürzere Verweildauer bzw. Watchtime hat.

Je kleiner und spezieller die Zielgruppe ist, je klarer der Inhalt und die Überschrift formuliert ist, desto besser sind die Trefferquote und auch die damit verbundenen Daten. Das ist logisch und einfach zu erklären. Jeder, der einen Inhalt sucht, möchte im Idealfall einen 100% Treffer haben. Bekomme ich in dem Video nicht direkt das gezeigt, was ich suche, springe ich ab.

Je fokussierter ein Video ist, desto kleiner die Zielgruppe und desto wahrscheinlicher sind Konsumenten, die in dem Video auch das finden, was sie gesucht haben. Als Beispiel:

Ich möchte wissen, wie ich eine Kokosnuss öffne. Das ist so speziell, da muss es ein Video geben, was mir zeigt, wie ich das einfach und schnell hinbekomme.

Suche ich „Kokosnuss öffnen“, bekomme mehrere Videos und wähle dies hier:

Das Video ist nur 2:13 min lang und hat 1742 positive und 117 negative Bewertungen. Insgesamt 121.381 Views. Abseits von der Darstellerin habe ich bei ca. 1:00 min meine Lösung.

In diesem Beispiel sehen wir, dass wir sehr schnell zu der Lösung kommen. Wir haben ein 100% Treffer. Mein Problem wurde in unter 60 Sekunden gelöst und meine Erwartungshaltung voll erfüllt.

Lange Videos vs. Kurze Videos

Die Watchtime eines einzelnen Videos kann max. so hoch sein, wie das Video lang ist, mehr geht nicht. Wenn wir also ein Video veröffentlichen, das nur 30 Sekunden lang ist, kann die maximale durchschnittliche Watchtime für dieses Video nur 30 Sekunden sein.

Wenn Youtube dieses Video mit anderen vergleicht und dann ranken soll, dann muss dieses Video mit durchschnittlich 30 Sekunden Watchtime mit anderen Videos, die deutlich länger sind, konkurrieren. So trifft man z. B. auf Videos die 2, 3 oder 5 Minuten lang sind und eine durchschnittliche Watchtime von über 1 oder 2 Minuten haben.

Es ist sicherlich möglich, die Informationen aus dem „Kokosnuss-Video“ in 30 Sekunden zu packen. Warum soll ich mir 2:12 Minuten angucken, wenn ich das auch in 30 Sekunden sehen kann?

An sich sollte ein kürzeres Video, welches mir in einer kürzeren Zeit mein Problem löst, besser ranken, als ein Video, was deutlich mehr Zeit braucht. Dazu muss man die mehr als 20 Videos zu diesem Thema analysieren. Das würde hier zu weit führen, daher nur ein kurzer Überblick.

Es ist tatsächlich so, dass die ersten drei Videos alle um die 2:00 Minuten liegen, also im Verhältnis recht kurz sind. Viele weitere Videos liegen bei 3 bis 11 Minuten.

Was man feststellen kann, ist, dass Videos besser ranken, wenn man direkt angesprochen wird, es also einen Moderator oder aber zumindest eine Stimme gibt, die einem das erzählt. Videos, die ohne Sprache arbeiten und z. B. nur Schrift verwenden, ranken zunehmend schlechter. Das spiegelt das Konsumverhalten wider. Man möchte in der Regel auf Mobilgeräten nicht lesen – und die meisten User von Youtube kommen von Mobilnutzern.

Außerdem sind Videos besser gerankt, wenn man sehr schnell auf den Punkt kommt. Hier ein Video, was im Moment auf Platz 8 liegt.

Es vergeht enorm viel Zeit, mit einem Intro (was mir nicht hilft) und einer Kokosnuss, die auf einem Brett liegt und dann von Hand gedreht wird. Die Absprungrate muss recht hoch sein. In jedem Fall ist sie höher als in den ersten drei Videos, die direkt und schnell auf den Punkt kommen.

Unsere logische Vermutung: Es scheint eine minimale Videozeit zu geben, die direkt die Watchtime beeinflusst. Sehr kurze Videos werden das Minimum nicht erfüllen und damit immer schlechter ranken als Videos, die etwas länger sind. Auch dann, wenn man die Informationen in nur 30 Sekunden unterbringen kann, wird ein Video mit 2 Minuten meist besser ranken. In Zukunft kann sich das ändern, aber erst dann, wenn der Logarithmus angepasst wird. Im Moment zeigen alle Anzeichen, dass es eine Mindestwatchtime geben muss, die jenseits von 30 Sekunden liegt.

Alle Annahmen basieren darauf, dass die Videos qualitativ gut produziert sind. Ich möchte keinen Moderator mit extremen Dialekt oder unsauberer Aussprache, sondern eine sympathische Person, die ich gut verstehe. Das Set muss gut sein, die Ausleuchtung, der Ton, die Kameraperspektive, also alles, was für ein gutes Video Voraussetzung ist.

Punktuelle Watchtime – Ein Exkurs

Nehmen wir an, es würde nur die Watchtime bzw. die prozentuale Verweildauer über das Ranking entscheiden, dann müssten sehr kurze Videos immer gewinnen. Nimmt man ein extrem kurzes Video mit nur 5 Sekunden, die Chance da wegzuklicken bevor das Video zu Ende ist, scheint gering zu sein. So ein Video hätte also eine enorm hohe Verweildauer, da sehr viele Leute das Video tatsächlich bis zu Ende schauen würden.

Das ist natürlich auch Youtube bekannt und somit scheint es nur logisch, dass es eine minimale Zeit geben muss, um überhaupt in ein Ranking zu kommen.

Eine weitere Annahme betrifft den Umgang und das Nutzerverhalten mit langen Videos. Lange Videos sind für mich Videos die über 6 Minuten lang sind. Bei solchen Videos braucht es schon einen sehr guten Inhalt, um Leute im Schnitt lange zu halten.

Hier spielen die Inhalte eine wichtige Rolle. So sind Videos, die nur der Unterhaltung dienen, anders zu bewerten, als Tutorials oder inhaltlich starke Videos, wie z. B. Interviews oder Reportagen.

Nimmt man eine Reportage über ein komplexes Thema wie. z.B. Südamerika, so kann es durchaus sein, dass mich als Konsument nur Teile des Videos interessieren. Ich gucke mir dementsprechend nicht das komplette Video an, sondern springe an die Stellen, die mich interessieren, dort aber habe ich eine punktuell hohe Verweildauer.

Wie bewertet das Youtube? Ist das gut oder eher schlecht?
Bei langen Videos kann es nicht die absolute Bewertungsgrundlage sein, die Watchtime oder die Absprungrate als reine Indikatoren zu nutzen. Es muss zwangsläufig weitere Indikatoren geben, einer davon wird die punktuelle Watchtime sein.

Die punktuelle Watchtime ist ein Indikator, der bei langen Videos einen Anhaltpunkt gibt, wie wichtig einzelne Abschnitte des Videos sind. Messbar ist das mit der zusammenhängenden Watchtime. Als Beispiel:

Habe ich eine Reportage über Südamerika, mich interessieren aber nur die Inkas und deren Bauten, dann wird auf Garantie irgendwann das Thema Machu Picchu behandelt werden. Das will ich sehen! Ich springe also das Thema gezielt an und habe dort dann eine sehr hohe punktuelle Verweildauer. Ich springe in dem 60 Minuten Video zu Minute 30 und bleibe dort bei diesem Thema für 5 Minuten. Das ist punktuell eine hohe Verweildauer.

Der Indikator ist klar: in jedem Video, das eine Mindestlaufzeit hat, gibt es einen Quotienten, der beziffert, wie oft ich punktuell eine hohe Watchtime habe. Youtube erkennt das von mir angesprungene Thema und ordnet es dem Video zu (mit Sicherheit ist das auch in den Tags vorhanden). Das Thema bekommt auch bei der Suche ein höheres Ranking.

Das Video kann also auch dann sehr gut ranken, wenn es nur in einzelnen Phasen stark konsumiert wird, im Gesamten aber eine weniger gute Watchtime hat.

Punktuelle Watchtime ist unsere logisch hergeleitete Annahme. Auch hier gilt: eine hohe Watchtime – und sei es punktuell – ist nur zu erreichen, wenn das Video auch die Konsumenten interessiert. Und vor allem: dass es von den potenziellen Zuschauern auch gut gefunden wird. Wie das erreicht wird, haben wir euch in einem vergangenen Blogbeitrag über „Videos bei Youtube ranken“ bereits ausführlicher erläutert.

Wir hoffen, dass wir euch durch unseren Beitrag zum Thema Watchtime weiterhelfen konnten und wünschen euch noch viel Erfolg mit eurem Kanal und euren Videos!